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Die in 50 Tagen stattfindende Bundestagswahl 2013 ist für jeden Wahlberechtigten frei, gleich und geheim. So sieht es das Grundgesetz vor. Klingt in der Theorie gut! Doch wie sieht es in der Praxis für 7,5 Millionen funktionale Analphabeten aus? Sie stehen vor einer wichtigen Entscheidung und haben einige Herausforderungen zu bewältigen:
All dies ist schwer bzw. oft nicht zu bewerkstelligen für Erwachsene, die nicht ausreichend lesen und schreiben können. Dies sind 12,1 % der 61,8 Millionen Wahlberechtigten. Der Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V. schaltet sich auch im Wahljahr 2013 ein und fragte bei den Parteien ihre politische Positionen ab. Die frisch eingetroffenen Antworten stellt er Lehrenden und Lernenden, beispielsweise in Alphabetisierungskursen, als Diskussions- und Lernmaterial zur Verfügung. Unterstützt vom ARD-Wahlexperten und WDR-Chefredakteur Jörg Schönenborn, der sich seit mehreren Jahren für Alphabetisierung engagiert, hat der Bundesverband Wahlprüfsteine entwickelt. Jörg Schönenborn beriet den Verband bei der Auswahl der wahlentscheidenden Themen. Zum Stellenwert der Prüfsteine meint er: „Wähler sollten nicht nur nach Köpfen und Parteifarben entscheiden, sondern auch auf die Inhalte schauen. Die Initiative, leicht verständliche Informationen bereitzustellen, kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten.“
Die Wahlprüfsteine sind in zwei Themenkomplexe aufgeteilt:
A. Aktuelle Themen, die bewegen – in leicht lesbarer Form
Die Parteien erhielten den Auftrag, in kurzen, einfachen und leicht verständlichen Sätzen Antworten zu den Wahlprüfsteinen zu formulieren. Dadurch wird es möglich, Lernende und Personen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten angemessen über die wahlentscheidenden Themen zu informieren. Zusätzlich können politikferne Erwachsene interessiert sowie über Parteien, Programme und politische Zusammenhänge informiert werden. Gefragt wird beispielsweise: „Was tut Ihre Partei dafür, dass es mir in Zukunft trotz Finanzkrise nicht schlechter geht?“ Die Antworten sind hier veröffentlicht.
B. Was tun für die Alphabetisierung?!
Hier sind die Partei-Stellungnahmen für Journalisten und eine Fachöffentlichkeit aus dem Grundbildungsbereich interessant, wie zum Beispiel Akteure aus Volkshochschulen, Einrichtungen der Jugendberufshilfe, Strafanstalten mit Alphabetisierungsangeboten etc. Die Parteien stellen ihre bildungspolitischen Konzepte und Ideen vor. Gefragt wird beispielsweise: „Was werden Sie tun, um mehr Betroffene durch nachschulische Grundbildung zu fördern?“. Die Antworten sind hier zu finden.
Kernaussagen der Parteien – Gemeinsamkeiten und Differenzen
Der Schwerpunkt der zukünftigen sozialen Absicherung wird aus Sicht der Parteien auf die Arbeitsplatzsicherung, den Ausbau der Sicherungssysteme und Investition in Bildung eingegrenzt. In Bezug auf die Alphabetisierungsarbeit, sind sich die Parteien einig, dass einiges getan werden muss. Die SPD und Linkspartei setzen jeweils auf eine Alphabetisierungsdekade, die FDP auf eine Alpha-Stiftung, CDU, Grüne und Piraten auf eine stärkere Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kommunen – hierbei wollen sie mit möglichst vielen Sozialpartnern Strategien entwickeln und ausbauen. Die Antworten auf die Frage, wie bundesweite Beratungs- und Unterstützungsangebote gefördert und nachhaltig gesichert werden können, variieren stark: SPD, Grüne, Linkspartei und Piratenpartei wollen das Kooperationsverbot von Bund und Ländern abschaffen, CDU und FDP äußern sich dazu bisher noch nicht. Beide sehen die Zuständigkeit bisher vor allem bei den Bundesländern, begrüßen aber Bundes-Initiativen wie beispielsweise den „Förderschwerpunkt Arbeitsplatzorientierte Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) als Anschubfinanzierung.
Die Initiative des Bundesverbandes, zur Bundestagswahl 2013 erneut die Wahlprüfsteine zu formulieren, wurde federführend von Andreas Brinkmann und Tim Tjettmers des BMBF-geförderten Projekts RAUS übernommen. Es informiert über gelungene Alphabetisierungsangebote im Strafvollzug, entwickelt Motivations- und Lernkonzepte, erstellt Lernmaterialien und veröffentlicht seine Ergebnisse und Materialien unter www.raus-blick.de. Die durch die Wahlprüfsteine gewonnenen Ergebnisse werden im Materialienpool veröffentlicht, damit Strafgefangene mit Lese- und Schreibschwierigkeiten sowie Lehrende diese nutzen können.
Peter Hubertus, Geschäftsführer des Bundesverbandes Alphabetisierung und Grundbildung fasst zusammen: „Wahlprüfsteine sind eine sehr gute Möglichkeit, um unser wichtiges Thema Alphabetisierung noch stärker in politische Kontexte und vor allem in die Köpfe und Herzen der Entscheider zu tragen. Zudem wollen wir Partizipations-, Orientierungs- und Informationsmöglichkeiten für alle fördern! Wir freuen uns, dass wie bereits im Jahr 2009 wieder alle angefragten Parteien mitgewirkt haben.“
Die Antworten der sechs Parteien auf die Wahlprüfsteine, die Zusammenfassung der Ergebnisse und Hintergrundinformationen stehen online zur Verfügung.
Ansprechpartner
Andreas Brinkmann
Projektleiter - Kommunikation, Entwicklung, Service
Fon: +49 (0)2 51.49 09 96-41
E-Mail: a.brinkmann@alphabetisierung.de
Peter Hubertus
Geschäftsführer
Fon: +49 (0)2 51.49 09 96-0
E-Mail: bundesverband@alphabetisierung.de
Am 01. Juli 2015 fand die RAUS-Fachkonferenz "Alphabetisierung und Grundbildung im Strafvollzug " im Sofitel Berlin Kurfürstendamm statt. Zur Dokumentation gelangen Sie hier.
Kostenlose Schulungen für Multiplikatoren aus den Bereichen Strafvollzug und Straffälligenhilfe durch. Mehr Informationen hier.
Zum Welttag des Buches 2015 wurde der Materialienpool veröffentlicht. Zum Materialienpool gelangen Sie hier.
Aktuelle Termine des Projekts RAUS finden Sie hier.