- Projekt
- Aktuelles
- Materialienpool
- Übersicht
- Diagnostik
- Fehlertypen
- Themenspezifisches
- Spezial: Wahlprüfsteine 2013
- Ansprache
- Schulungen
- Presse&Service
- Kontakt
Seit fünf Jahren gehen sie zwei Mal in der Woche ins Gefängnis – und das freiwillig. Sandra Mierich, Tim Henning und Tim Tjettmers machen das gerne. Mittlerweile haben sie bereits über einhundert Gefangene erreicht und ihnen in einem elementaren Bereich geholfen. Sie unterrichten ehrenamtlich Strafgefangene mit Lese- und Schreibschwierigkeiten, sogenannte funktionale Analphabeten.
Funktionaler Analphabetismus ist jedoch kein knastspezifisches Thema. In Deutschland leben 7,5 Millionen Erwachsene - 14,5 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung -, die große Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben haben. Ihnen fällt es schwer, Verträge zu lesen und zu verstehen, Bewerbungen zu schreiben oder sich an fremden Orten zu orientieren. Aus Scham vermeiden sie Situationen, in denen sie lesen und schreiben müssen - dies hat direkten Einfluss auf den beruflichen und privaten Alltag.
Im Strafvollzug ist es besonders schwierig, seine Lese- und Schreibprobleme zu verheimlichen: Man lebt auf engstem Raum zusammen. Anträge für Besuche, Gespräche, medizinische Untersuchungen und sportliche Aktivitäten müssen von den Strafgefangenen per Antrag schriftlich eingereicht werden. „Im Lese-Workshop finden sie Hilfe, die auch auf die Zeit nach der Haft vorbereitet“, so Maria Look, Leiterin der Justizvollzugsanstalt Münster: „Nicht nur im Gefängnis, auch nach der Haft erwartet die Gefangenen viele Aufgaben: Eine Arbeit finden, eine Wohnung. Lesen und Schreiben spielen auch für die Resozialisierung eine bedeutende Rolle! Deshalb finde ich das Angebot so wichtig!“.
Alphabetisierung im Strafvollzug ist oft eine Herausforderung, jedoch selten ein Thema!
Justizvollzugsanstalten gehörten zu den ersten Einrichtungen, die Ende der 1970er Jahre in Deutschland Alphabetisierungskurse eingerichtet haben, doch nicht jede Strafanstalt besitzt ein entsprechende Angebot.
Vor den Erfahrungen des Lese-Workshops entstand die Idee eines bundesweiten Projektes. Tjettmers, RAUS-Projekteiter erläutert: „Wir wollen die Lese- und Schreibförderung im Strafvollzug nachhaltig unterstützen, indem wir Bedarfe und Bedingungen ermitteln, knastspezifische Angebote und Produkte erstellen und bei Vollzugsanstalten für das Thema sensibilisieren.“. Peter Hubertus, Geschäftsführer des Bundesverbandes Alphabetisierung und Grundbildung: „Wir pflegen seit vielen Jahren eine sehr gute Zusammenarbeit mit der JVA Münster und freuen uns, dass wir uns gemeinsam dieser wichtigen Aufgabe stellen können!".
Das von August 2012 bis Juni 2015 laufende Projekt RAUS – Resozialisierung durch Alphabetisierung und Übergangsmanagement für Straffällige – wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und schafft Perspektiven für Lernende und Lehrende im Strafvollzug. Es ermittelt Bedarfe für und Bedingungen von Alphabetisierung von Straffälligen und entwickelt und erprobt zusammen mit fünf Modellstandorten Konzepte zur Alphabetisierung, zur Ansprache und zur Motivation von Betroffenen. Darüber hinaus erarbeitet es Lehr- und Lernmaterialien sowie Diagnostikempfehlungen, stellt diese in einem Online-Pool kostenlos bereit und leistet Beratung und bildet Multiplikatoren aus den Bereichen Justiz, Straffälligenhilfe und Übergangsmanagement zum Thema weiter.
Wir laden Sie herzlich zu einem Pressegespräch am Montag, 16.01.2014, um 11.00 Uhr in der JVA Münster ein und stellen motivierende Plakate für Straffällige, Diagnostik- und Unterrichtsmaterialien sowie einige pädagogischen Erfahrungen aus dem Kurs vor.
Um planen zu können, bedarf es Ihrer Anmeldung zur Teilnahme, über die wir uns sehr freuen würden, per E-Mail unter nicole.hillmann@jva-muenster.nrw.de bis zum 10.01.2014.
Ansprechpartner
Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V.
– Projekt RAUS
Tim Tjettmers (Projektleiter)
Berliner Platz 8-10, 48143 Münster
Telefon: 0251.49 09 96-41
Mobil: 0177.14 75 778
E-Mail: t.tjettmers@alphabetisierung.de
www.raus-blick.de
Justizvollzugsanstalt Münster
Maria Look (Leiterin der Justizvollzugsanstalt)
Gartenstr. 26 | 48147 Münster
Fon: +49 (0)2 51.23 74-0
E-Mail: maria.look@jva-muenster.nrw.de
www.jva-muenster.nrw.de
Am 01. Juli 2015 fand die RAUS-Fachkonferenz "Alphabetisierung und Grundbildung im Strafvollzug " im Sofitel Berlin Kurfürstendamm statt. Zur Dokumentation gelangen Sie hier.
Kostenlose Schulungen für Multiplikatoren aus den Bereichen Strafvollzug und Straffälligenhilfe durch. Mehr Informationen hier.
Zum Welttag des Buches 2015 wurde der Materialienpool veröffentlicht. Zum Materialienpool gelangen Sie hier.
Aktuelle Termine des Projekts RAUS finden Sie hier.